Schlechter Schlaf geht mit pathologischen Auswirkungen auf Psyche und Herz-Kreislauf-System einher. Welche Rolle die Merkmale des Schlafrhythmus für die Mechanismen spielen, über die dieser Wirkzusammenhang entsteht, ist ungeklärt.
Ziel dieser Studie ist eine Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Schlafqualität und selbstberichteten psychiatrischen/kardiometabolischen Symptomen, wobei die vermittelnden und dämpfenden Effekte von Schlafrhythmen sowie das urbane bzw. ländliche Arbeitsumfeld berücksichtigt werden. Weiteres Ziel ist die Überprüfung des Zusammenhangs zwischen Schlafqualität und Polymorphismen der Gene für AANAT, RORA und TIMELESS. Eine epidemiologische Erhebung wurde in einem ländlichen Gebiet im Süden Brasiliens durchgeführt. Insgesamt 829 Personen wurden anhand des Pittsburgh-Schlafqualitätsindex auf ihre Schlafqualität und anhand des Münchner Fragebogens zum Chronotyp (D-MEQ) auf ihren Schlafrhythmus hin untersucht. Arbeitsmerkmale und psychiatrische/kardiometabolische Symptome wurden mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens zur Selbsteinschätzung beurteilt. Drei Polymorphismen von AANAT, RORA und TIMELESS (rs3760138, rs782931 bzw. rs774045) wurden in Blutproben genotypisiert. Wir fanden statistisch signifikante Assoziationen von schlechter Schlafqualität mit selbstberichteten psychiatrischen Symptomen (B = 0,382; 95 %-KI 0,289 – 0,476; adjustierter p-Wert < 0,001) sowie mit selbstberichteten kardiometabolischen Symptomen (B = 0,079; 95 %-KI 0,013 - 0,151; adjustierter p-Wert = 0,048). Die Genanalyse ergab, dass der RORA-GA/AA-Genotyp mit einer schlechten Schlafqualität assoziiert war (B = 0,146, 95 %-KI 0,054 - 0,239; adjustierter p-Wert = 0,004). In der Bedingungsanalyse wurden keine abgeschwächten Vermittlungseffekte beobachtet.
Der TIMELESS-Polymorphismus wurde aufgrund der geringen Häufigkeit von Risikogenotypen bei der Analyse nicht berücksichtigt. Diese Ergebnisse führen zu neuen Erkenntnissen über den Zusammenhang zwischen Schlafmerkmalen und selbstberichteten psychiatrischen/Herz-Kreislauf-Symptomen, wobei Gene berücksichtigt werden, die mit den biologischen Uhren und Melatonin-Wegen zusammenhängen.