Gesünderer Rhythmus, gesünderes Gehirn? Die Integrität der zirkadianen Melatonin- und Temperaturrhythmen steht im Zusammenhang mit dem klinischen Zustand hirngeschädigter Patienten

Autor(en):

Blume C, Angerer M, Raml M, Del Giudice R, Santhi N, Pichler G, Kunz AB, Scarpatetti M, Trinka E, Schabus M

Schlagwörter:

Kategorien:

Publikation:

Eur J Neurol. 2019 Aug;26(8):1051-1059.

Publikationslink:

DOI-Link:

https://doi.org/10.1111/ene.13935

Hintergrund

Annahmen zufolge steht ein gesunder zirkadianer Rhythmus im Zusammenhang mit einem besseren Zustand hirngeschädigter Patienten und unterstützt das Eintreten von Bewusstheit bei Patientengruppen, die sich durch eine relative Bewusstseinsinstabilität auszeichnen, wie z. B. Patienten mit Bewusstseinsstörungen (DOC).

Methoden

Über frühere Studien hinaus gehend wurde eine systematische Perspektive eingenommen, und, mit Hilfe einer mehrstufigen Modellierung, der kombinierte Vorhersagewert dreier Indizes der zirkadianen Rhythmusintegrität auf der Grundlage von Schwankungen von Hauttemperatur, Melatoninsulfatsekretion und körperlichen Aktivitätsmustern (Handgelenkaktigraphie) im Hinblick auf den verhaltensbezogenen Zustand (CRS-R-Score [Coma Recovery Scale – Revised] von Patienten mit Bewusstseinsstörungen (13 Patienten mit Syndrom reaktionsloser Wachheit; sieben mit erhaltenem Minimalbewusstsein) ausgewertet. Zusätzlich wurde bei einer Untergruppe von 16 Patienten untersucht, ob das Verhaltensrepertoire der Patienten (CRS-R-Score) (i) mit der Tageszeit variiert oder (ii) vom Körpertemperaturmaximum (BT max), d. h. dem Zeitpunkt der erwarteten maximalen kognitiven Leistung, abweicht.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass eine bessere Integrität der zirkadianen Melatoninsulfat- und Temperaturrhythmen mit einem reicheren Verhaltensrepertoire assoziiert ist. Darüber hinaus stehen höhere CRS-R-Werte tendenziell mit Bewertungen in Zusammenhang, die zu einer späteren Tageszeit stattfinden oder weniger stark von der zuvor bestimmten Zeit des Auftretens von BT max. abweichen.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Behandlungsansätze zur Verbesserung der zirkadianen Rhythmen bei hirngeschädigten Patienten vielversprechend sind und in Krankenhäusern oder Pflegeheimen umgesetzt werden sollten. Darüber hinaus könnte es hilfreich sein, diagnostische Verfahren und Therapien um den (zuvor bestimmten) Zeitpunkt von BT max herum (ca. 16 Uhr bei Gesunden) zu planen, da die Patienten dann am besten ansprechbar sein sollten.

© 2019 The Authors. European Journal of Neurology published by John Wiley & Sons Ltd on behalf of European Academy of Neurology.

Scroll to Top