Bei einer Depression reichen die Symptome von Motivations- und Energieverlust bis hin zu Suizidgedanken. Darüber hinaus lassen sich bei Depressionen u. U. auch Veränderungen im Schlaf-Wach-Zyklus und im Tagesrhythmus der Hormonausschüttung (z. B. Cortisol, Melatonin) beobachten.
Sowohl der Schlaf-Wach-Zyklus als auch die hormonellen Rhythmen werden durch die innere biologische Uhr im Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Hypothalamus reguliert. Daher könnte eine Fehlregulation des internen SCN-Mechanismus zu Störungen zeitabhängiger physiologischer Vorgänge und Depressionen führen. Zirkadiane Symptome bei affektiven Störungen können somit als wichtige Biomarker für die Prävention und Behandlung von Depressionen dienen. Störungen des Tagesrhythmus in Physiologie und Verhalten lassen sich auch in Tiermodellen für Depression beobachten. Diese Modelle stellen daher ein wichtiges Forschungsinstrument für das Verständnis der zirkadianen Mechanismen dar, die bei affektiven Störungen eine Rolle spielen. In dieser Übersichtsarbeit werden die Veränderungen des Tagesrhythmus bei Depressionen sowie die Frage diskutiert, inwieweit zirkadiane Störungen beim Menschen und bei Nagetieren zu Stimmungsänderungen und depressivem Verhalten führen können. Die Verwendung von Tiermodellen mit zirkadianen Störungen und depressionsähnlichem Verhalten wird dazu beitragen, die zentralen Zeitgebungsmechanismen zu verstehen, die der Depression zugrunde liegen, und zu begreifen, wie eine Behandlung der biologischen Uhr(en) möglicherweise zur Stimmungsaufhellung führen kann.