Tägliche Rhythmen, die durch endogene zirkadiane Mechanismen erzeugt und mit dem Hell-Dunkel-Zyklus synchronisiert sind, spielen offenbar bei einer Vielzahl von Spezies eine Rolle für den Geburtszeitpunkt.
Zwar ist eine Chronodisruption (z. B. Schichtarbeit oder Mutationen der Uhrengene) mit schlechten Reproduktionsergebnissen verbunden, jedoch weiß man erst wenig über die zirkadiane Zeitgebung in der Schwangerschaft. In dieser Studie wurde untersucht, ob sich die Tagesrhythmen während voll ausgetragener Schwangerschaften bei Mäusen und Frauen ändern. Hierzu verglichen wir kontinuierlich die Laufradaktivität bei nicht trächtigen ( n = 14) und trächtigen ( n = 13) 12 bis 24 Wochen alten C57BL/6NJ-Mäusen. Außerdem führten wir bei Frauen (N = 39) über 2 Wochen vor der Empfängnis und anschließend über die gesamte Schwangerschaftsdauer eine Handgelenkaktigraphie durch und bestimmten die tägliche Uhrzeit des Schlafbeginns. Wir stellten fest, dass Mäuse am dritten Tag der Trächtigkeit ihre Aktivität im Vergleich zu nicht trächtigen Muttertieren auf einen früheren Zeitpunkt verlagern. Der Beginn ihrer täglichen Aktivitäten war um den 7. Gestationstag herum maximal um knapp 4 Stunden vorverlegt und verschob sich dann etwa 1 Woche vor der Geburt wieder auf den Zeitpunkt im nicht trächtigen Zustand. Darüber hinaus zeigten die Mäuse in der letzten Gestationswoche eine verminderte Bewegungsaktivität. Ebenso war bei Frauen der Zeitpunkt des Schlafbeginns im ersten und zweiten Trimenon (Schwangerschaftswochen 4 – 13 und 14 – 27) früher als vor der Schwangerschaft und verschob sich im dritten Trimenon (28. Woche bis zur Entbindung) wieder zurück auf den Zeitpunkt vor der Schwangerschaft. Frauen zeigten auch während der gesamten Schwangerschaft eine reduzierte Bewegungsaktivität.
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Schwangerschaft/Trächtigkeit Veränderungen im Tagesrhythmus induziert, die sowohl den Zeitpunkt des Beginns als auch das Ausmaß der Bewegungsaktivität verändern. Diese Veränderungen treten sowohl bei Mäusen als auch bei Frauen auf.