Von ungeklärter Unfruchtbarkeit spricht man, wenn häufige Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch eines Paares ausgeschlossen wurden. Auch wenn die zugrunde liegenden Ursachen der idiopathischen Unfruchtbarkeit noch unklar sind, wird angenommen, dass Faktoren wie eine veränderte oxidative Bilanz eine Rolle spielen. Melatonin ist ein hervorragendes Antioxidans, das Berichten zufolge in der Follikelflüssigkeit (FF) vorkommt und als hilfreiches Instrument für die Behandlung der Unfruchtbarkeit beim Menschen vorgeschlagen wurde.
Wir beobachteten, dass die intrafollikuläre Melatoninkonzentration bei Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit (UI) vermindert war, was mit einer ausgeprägten Störung der oxidativen Bilanz in der FF von UI-Patienten assoziiert war. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sollte im Rahmen dieser randomisierten Pilotstudie beurteilt werden, ob exogenes Melatonin oxidativen Stress verringert und die Erfolgsraten der In-vitro-Fertilisation (IVF) bei UI verbessert. Daher wurde den Patientinnen mit UI Melatonin in einer Dosis von 3 mg/Tag oder 6 mg/Tag über den Zeitraum vom ersten Termin zur Kontrolle der Ovarialstimulation bis zum Tag der Follikelpunktion verabreicht.
Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Melatonin-Supplementierung unter beiden getesteten Dosierungen die intrafollikuläre oxidative Bilanz und die Qualität der Eizellen bei UI-Patientinnen verbessert und sich dies in einem geringfügigen Anstieg der Schwangerschafts-/Lebensgeburtenrate niederschlägt. Auch wenn das Indolamin in diesem klinischen Setting therapeutisches Potenzial gezeigt hat, sollten umfangreichere klinische Studien an Populationen mit unterschiedlichem Hintergrund durchgeführt werden, um den Nutzen von Melatonin zu untermauern.