Hintergrund
Die Auswirkungen der Schlafdauer auf die Spermaqualität sind in zahlreichen epidemiologischen Studien dokumentiert. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Schlafqualität und Spermaparametern und Fortpflanzungshormonen noch unklar.
Patienteneinschluss und Methoden
Zwischen Oktober 2017 und Juli 2019 führten wir eine Querschnittsstudie mit 970 ambulanten Patienten des Zentrums für Reproduktionsmedizin im chinesischen Zhejiang durch. Alle Teilnehmer gaben eine Spermaprobe ab, unterzogen sich einer körperlichen Untersuchung und füllten einen Fragebogen zu folgenden Angaben aus: demografische Patientendaten, Lebens- und Schlafgewohnheiten. Die Schlafqualität wurde mit Hilfe des Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) gemessen. Wir teilten die Patienten zunächst nach der Schlafqualität (guter Schlaf: PSQI < 5 und schlechter Schlaf: PSQI ≥ 5) in zwei Gruppen ein. Dann analysierten wir in jeder Gruppe die Standard-Spermaparameter (Spermavolumen, Gesamtbeweglichkeit der Spermien, progressive Beweglichkeit, Spermienkonzentration, Gesamtzahl der Spermien und normale Spermienmorphologie) sowie die Fortpflanzungshormone (follikelstimulierendes Hormon, luteinisierendes Hormon, Östrogen, Testosteron und Prolaktin). Abschließend untersuchten wir den Zusammenhang zwischen Schlafqualität (als diskrete und dichotome Variable) sowie Spermienparametern und Fortpflanzungshormonen mit Hilfe der multivariaten linearen Regressionsanalyse und der Spearman-Korrelationskoeffizienten.
Ergebnisse
Wir stellten eine negative Korrelation zwischen den allgemeinen PSQI-Scores und mehreren Spermaparametern fest: Gesamtmotilität (r = -0,187979, p < 0,001), progressive Motilität (r = -0,192902, p < 0,001), Konzentration (r = -0,167063, p < 0,001), Gesamtzahl der Spermien (r = -0,160008, p< 0,001) und normale Spermienmorphologie (r = -0,124511, p < 0,001). Zwischen Spermavolumen, allen Fortpflanzungshormonen und allgemeinen PSQI-Werten fand sich jedoch keine signifikante Korrelation. Nach Bereinigung für Störfaktoren zeigten Männer mit schlechtem Schlaf eine niedrigere Gesamtmotilität (β = -9,287; 95 %-KI -12,050, -6,523), progressive Motilität (β = -8,853; 95 %-KI -11,526, -6,180), Spermienkonzentration (Log-Skala, β = -0,131; 95 %-KI -0,181, -0,082), Gesamtzahl der Spermien (Log-Skala, β = -0,137; 95 %-KI -0,189, -0,084) und normale Spermienmorphologie (β = -1,195; 95 %-KI -1,844, -0,547), allerdings waren das Spermavolumen und alle Fortpflanzungshormone nicht deutlich verändert.
Schlussfolgerung
Eine schlechte Schlafqualität könnte in Zusammenhang mit einer beeinträchtigten Spermaqualität stehen, wir fanden jedoch keine Hinweise darauf, dass sich eine schlechte Schlafqualität negativ auf die Fortpflanzungshormone auswirkt.