Die Wirkung von Melatonin auf depressive Symptome und Angstzustände bei Patienten nach akutem Koronarsyndrom: die randomisierte klinische Studie MEDACIS

Autor(en):

Madsen MT, Zahid JA, Hansen CH, Grummedal O, Hansen JR, Isbrand A, Andersen UO, Andersen LJ, Taskiran M, Simonsen E, Gögenur I

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Publikation:

J Psychiatr Res. 2019 Dec;119:84-94.

Publikationslink:

DOI-Link:

https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2019.09.014

Hintergrund

Depressionen nach akutem Koronarsyndrom sind weit verbreitet und gehen mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität einher. Melatonin kann als primärprophylaktisches Antidepressivum fungieren und depressive Symptome lindern. Ziel der Studie war es festzustellen, ob die Verabreichung von Melatonin nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) die Entwicklung einer Depression verhindern kann.

Methoden

Bei der Studie handelte es sich um eine doppelblinde, placebokontrollierte, randomisierte klinische Multicenterstudie, die an fünf kardiologischen Abteilungen von Primärversorgungszentren auf Seeland in Dänemark, durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten, die zu Beginn der Studie frei von Depressionen waren und bei denen das akute Koronarsyndrom maximal 4 Wochen zurücklag. Zwölf Wochen lang erhielten die Teilnehmenden eine Stunde vor dem Zubettgehen 25 mg Melatonin oder Placebo. Der primäre Endpunkt wurde während der gesamten Studie anhand des Major Depression Inventory (MDI) gemessen. Das Vorliegen einer Depression wurde a priori als MDI-Wert ≥ 21 während der Studie definiert. Die berichteten exploratorischen Endpunkte waren Abbruchmuster und Sicherheit.

Ergebnisse

1220 Patienten wurden voruntersucht, und 252 Teilnehmende wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert. Der MDI-Ausgangswert in der Melatonin- und der Placebogruppe betrug 6,18 (KI 5,32 – 7,05) bzw. 5,98 (KI 5,19 – 6,77). Während der Studie wurden bei der Intention-to-treat-Analyse oder der Per-Protocol-Analyse keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. Die Anzahl der kumulativen Ereignisse depressiver Episoden während der 12 Wochen betrug sechs in der Melatonin-Gruppe und vier in der Placebo-Gruppe. Über den gesamten Studienzeitraum hinweg war ein signifikanter Rückgang der depressiven Symptome zu verzeichnen. In Bezug auf Studienabbrüche oder unerwünschte Ereignisse zeigten sich zwischen den Gruppen keine Unterschiede.

Schlussfolgerungen

Melatonin zeigte nach akutem Koronarsyndrom keine prophylaktische antidepressive Wirkung. Die nicht signifikanten Ergebnisse könnten auf einen Typ-II-Fehler zurückzuführen sein, oder aber Melatonin ist u. U. nicht in der Lage, die Entwicklung depressiver Symptome nach ACS zu verhindern.

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