Es konnte gezeigt werden, dass freie Radikale bei der Pathogenese der neonatalen Sepsis und den damit verbundenen Komplikationen eine Rolle spielen.
Ziel dieser Studie war es, Veränderungen des klinischen Zustands und der Serumspiegel von Produkten der Lipidperoxidation [Malondialdehyd (MDA) und 4-Hydroxyalkenale (4-HDA)] bei zehn Neugeborenen mit Sepsis festzustellen, die innerhalb der ersten 12 Stunden nach Diagnose mit dem Antioxidans Melatonin behandelt wurden. Zehn weitere Neugeborene mit Sepsis in einem ähnlichen Zustand dienten als «Sepsis»-Kontrollgruppe, zehn gesunde Neugeborene als normale Kontrollgruppe. Eine Gesamtdosis von 20 mg Melatonin wurde in zwei Einzeldosen zu je 10 mg im Abstand von 1 Stunde oral verabreicht. Eine Blutprobe wurde vor und zwei weitere Blutproben jeweils 1 Stunde bzw. 4 Stunden nach der Melatonverabreichung genommen, um die Serumspiegel von Produkten der Lipidperoxidation zu messen.
Die MDA- + 4-HDA-Werte im Serum waren bei Neugeborenen mit Sepsis signifikant höher als bei gesunden Neugeborenen ohne Sepsis. Allerdings war bei den Neugeborenen mit Sepsis, denen Melatonin verabreicht wurde, sowohl nach 1 Stunde als auch nach 4 Stunden eine deutliche Abnahme der MDA- + 4-HDA-Konzentration (p < 0,05) auf Werte wie in der Kontrollgruppe der gesunden Neugeborenen (p < 0,05) festzustellen. Anhand der Messung der sepsisbezogenen Serumparameter nach 24 und 48 Stunden war bei den Neugeborenen mit Sepsis unter Melatonin auch eine Besserung der klinischen Symptomatik zu beobachten. Drei von 10 Kindern mit Sepsis ohne Melatoninbehandlung verstarben innerhalb von 72 Stunden nach Diagnose. In der Gruppe der 10 Neugeborenen mit Sepsis, die Melatonin erhalten hatten, waren hingegen keine Todesfälle zu verzeichnen. Unseres Wissens ist dies die erste Studie, in der Melatonin an menschliche Neugeborene verabreicht wurde.