In den letzten zwei Jahrzehnten wurde anhand zahlreicher klinischer Studien der therapeutische Nutzen von Melatonin in verschiedenen medizinischen Bereichen untersucht. Ziel dieses Beitrags ist es, die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen für die bisher durchgeführten klinischen Studien genau zu beleuchten.
Die Wirksamkeit von Melatonin wurde in der Behandlung folgender Erkrankungen untersucht: Augenerkrankungen, Bluterkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, chronische Polyarthritis, Fibromyalgie, chronisches Müdigkeitssyndrom, Infektionserkrankungen, neurologische Erkrankungen, Schlafstörungen, Alterungsprozesse und Depression. Melatonin wird außerdem komplementär im Bereich der Anästhesie, der Hämodialyse, der In-vitro-Fertilisation und in der Neonatologie eingesetzt.
Der vorliegende Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass sich Melatonin als adjuvantes Therapeutikum besonders zur Behandlung der Makuladegeneration, des Glaukoms, zum Schutz der Magenschleimhaut, beim Reizdarmsyndrom, bei arteriellem Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie bei Krebspatienten oder Hämodialyse-Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und vor allem bei circadianen Schlafstörungen (Jetlag, verzögertes Schlafphasensyndrom, altersbedingte Beeinträchtigung der Schlafqualität etc.) sowie bei Schlafstörungen im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer etc.) oder Smith-Magenis-Syndrom eignet.
Der Nutzen von Melatonin in der Anästhesiologie und Intensivmedizin wurde ebenfalls bestätigt. Weiterführende klinische Studien sind notwendig um zu klären, ob Melatonin – wie anhand bisheriger Daten vermutet – in der Behandlung von Fibromyalgie, chronischem Müdigkeitssyndrom, Infektionserkrankungen, Neoplasien oder in der Neonatologie von Nutzen ist. Die vorläufigen Daten zum Nutzen von Melatonin in der Behandlung von Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und chronischer Polyarthritis sind entweder nicht eindeutig oder negativ. Wenngleich Melatonin in einigen Fällen scheinbar eine Verschlechterung der Symptome bewirkt, so belegt doch die große Mehrheit der Studien, dass Melatonin über einen weiten Dosisbereich eine äußerst geringe Toxizität aufweist.